Der Winter hat in West- und Osteuropa Einzug gehalten. Passend dazu haben wir ein Wort gewählt, welches eine nicht alltägliche Sportbetätigung bezeichnet. Das Wort heißt: morsowanie. Hinter diesem Verb verbirgt sich etwas, worüber die einen eher die Nase rümpfen, die anderen wiederum erst da so richtig heiß werden und die gesundheitlichen Aspekte beschwören. Wenn man dieses Verb ins Deutsche übersetzt, so bedeutet morsowanie Winter- bzw. Eisbaden.
Während in der deutschen Sprache das Wort eher nüchtern diesen Sport wiedergibt, liegt dem polnischen Verb morsowanie ein tierisches Nomen, nämlich mors zugrunde.
Mors ist in der polnischen Sprache die Bezeichnung für Walross. Dieses Wort ist allerdings weder polnischen noch allgemein slawischen Ursprungs ist. Das Wort kommt aus dem finno-ungrischen, genauer gesagt dem samischen und die Ähnlichkeiten sind überdeutlich. Im Finnischen heißt Walross mursu, im Russischen morž, im Tschechischen mrož.
Die Wagemutigen, die sich nun im Winter ins eiskalte Vergnügen stürzen, werden demnach auch als mors, bzw. morsy in der Mehrzahl bezeichnet.
Wann genau diese Tradition in Polen Einzug fand, lässt sich nicht genau sagen – Tatsache ist, dass der erste offizielle Klub Morsów in Polen in Gdańsk 1975 gegründet wurde. Besonders in den letzten Jahren kamen neue Vereine in anderen Städten hinzu. Es kann also davon ausgegangen werden, dass es schon davor den einen oder anderen inoffiziellen mors in Polen gab. Übrigens gilt der Badeort Mielno (Großmöllen) als das Mekka für einheimische und ausländische Morsy. Jedes Jahr im Februar treffen sich dort Wagemutige aus aller Herren Länder, um sich gemeinsam ins eiskalte Vergnügen zu stürzen. Mielno darf sich auch seit 2015 mit einem Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde schmücken, als gleichzeitig genau 1799 Morsy in die Ostsee stiegen.
In anderen Ländern ist das Eisbaden ebenfalls sehr weit verbreitet. In Russland zum Beispiel betreiben russisch-orthodoxe Christen es in Anlehnung an die Taufe Christi als Reinwaschungsritual.
Ich selbst habe kürzlich auf Norderney diesen Versuch gemacht. Dazu kann ich nur sagen: Es ist eine Erfahrung, die es in sich hat aber sich auf jeden Fall lohnt. Es ist ein unglaubliches Kribbeln, welches – je weiter man ins Wasser steigt – umso intensiver wird. Wenn man allerdings aus dem Wasser steigt, setzt ein unbeschreibliches Glücksgefühl ein. Allerdings ist dieser Spaß nicht ganz ohne. Angehende oder noch junge Morsy sollten unbedingt mit erfahrenen Walrössern ihre “Karriere” starten.