Kurtaxe bei Grenzübertritt

So stellt man sich grenzüberschreitenden Urlaub bei aller formalen Korrektheit nicht vor: Zahlreiche Touristen aus Polen sollen sich im Touristeninformationszentrum Świnoujście (Swinemünde) überrascht gemeldet haben, weil sie gezwungen wurden, während eines Spazierganges über die deutsch-polnische Grenze nach Ahlbeck die Kurtaxe von 3 Euro zu entrichten, berichtete am Mittwoch die Tageszeitung gazeta.pl.

 

Eine Insel, zwei Länder

Beide Ostsee-Kurorte liegen nicht mal zehn Kilometer voneinander entfernt auf der Insel Usedom. Spätestens seit dem Inkrafttreten des Schengener Abkommens bieten sich damit fantastische Erholungsmöglichkeiten über die Landesgrenzen hinweg.

So wurden in der Vergangenheit zahlreiche gemeinsame Initiativen von Ahlbeck in Deutschland und Świnoujście in Polen gestartet. Das Ziel: Die Verbindung der Usedom-Orte sollte verstärkt werden, um gerade in Sachen Tourismus punkten zu können. So können die Gäste in Świnoujście ein Fahrrad ausleihen und auf der deutschen Seite zurückgeben. Darauf weist Monika Adamowska, die Autorin des Gazeta-Artikels, hin. Die feierliche Eröffnung eines anderen Integrationsprojektes namens ‚Europäische Promenade‘ war für den 19. August geplant. Eine Busverbindung zwischen Świnoujście und Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin gibt es ebenfalls bereits, wie gazeta.pl ergänzt.

 

Bei der Kurtaxe endet die Kooperation?

Die Tatsache, dass Spaziergänger, die von der polnischen Seite aus über den Strand wandern, nun für die Kurtaxe auf deutscher Seite zur Kasse gebeten werden, ist neu. Bisher waren alle auf Usedom gemeldeten Urlaubsgäste von der Pflicht die Kurtaxe zu bezahlen, befreit. Dies galt unabhängig davon, ob die Anmeldung des Feriengastes auf der deutschen oder der polnischen Inselseite erfolgte. Doch: Durch eine Gerichtsentscheidung wurde die Kurtaxe-Befreiung für Bewohner fremder Gemeinden jedoch nun aufgehoben.

Die Problematik schien der von 2005 bis 2012 amtierende, parteilose Bürgermeister der Gemeinde Ostseebad Heringsdorf, Klaus Kottwittenborg, gut zu verstehen. Kottwittenborg traf sich bereits mit Janusz Żmurkiewicz, dem Präsidenten von Świnoujście. Er wird damit zitiert, er wolle sich der Sache annehmen und bald eine Lösung finden.

Das wäre allerdings auch erstrebenswert: Dass eine Fußgängerpromenade für 3,2 Millionen Euro gebaut wird und sogar mit einem Freundschaftstor versehen wird, passt dann doch nicht so ganz zu Kurtaxenkontrolleuren an der Linie der Landesgrenzen. Mit einem gemeinsamen Europa lässt es sich auf jeden Fall nicht so recht vereinbaren.

Hinweis: Es handelt sich im Artikel um den Stand im Jahr 2011. Weiterführende Informationen zum aktuellen Stand konnten für 2017 nicht gefunden werden.