Polen und Deutschland in Zahlen – Ein Vergleich

Haben Sie gewusst, dass Polen im Vergleich mit Deutschland gleichviel für das Bildungswesen ausgibt, prozentual deutlich weniger Jugendliche ohne nachobligatorische Ausbildung aufweist und weniger Langzeiterwerbslose zu beklagen hat? Dies sind nur einige Angaben aus der Vergleichstabelle, die das schweizerische Bundesamt für Statistik aus Eurostat-Daten zusammengestellt hat. Wir fanden den Vergleich so interessant, dass wir ihn den Polen.pl-Leserinnen und -Lesern nicht vorenthalten wollen.

Bevölkerung

Deutsch-
land
Polen
Einwohner 2011 81 751 602 38 200 037
Bevölkerungsdichte pro km² 2010 229,0 122,1
Altersverteilung, Altersgruppen (%)
0 bis 19 Jahre 2011 18,4 21,4
65 und mehr Jahre 2011 20,6 13,6
Ausländeranteil (%) 2011 8,8 0,1
Lebendgeburten pro 1000 Einw. 2010 8,3 10,8
Nicht-eheliche Geburten (%) 2010 33,3 20,6
Lebenserwartung (bei Geburt)(Jahre)
Frauen 2010 83,0 80,7
Männer 2010 78,0 72,1

Raum

Gesamtfläche in km² 2009 357 113 311 925
Siedlungs- / Infrastrukturflächen (%) 2009 9,9 7,4
Landwirtschaftsflächen (%) 2009 51,7 50,9
Wald und Gehölze (%) 2009 33,9 34,5

Umwelt

Umweltbezogene Steuern in % aller Steuern/Sozialabgaben 2010 5,8 8,1
Inländischer Materialkonsum (DMC*) in t pro Einw. 2009 15,1 16,4
Treibhausgasemissionen (CO₂-Äquivalente) in t pro Einw. 2010 11,5 10,4

Arbeit, Erwerb

Erwerbstätigenquote (15-64-Jährige) (%) 2011 72,5 59,7
Frauen 2011 67,7 53,1
Männer 2011 77,3 66,3
Erwerbslosenquote (15-64-Jährige) (%) 2011 5,9 9,7
Frauen 2011 5,6 10,5
Männer 2011 6,2 9,0
Erwerbslosenquote Jugendliche (15-24-Jährige) (%) 2011 8,6 25,8
Langzeiterwerbslosigkeit (15-74-Jährige) (%) 2011 48,0 37,2

Volkswirtschaft

Bruttoinlandprodukt in KKS* pro Einw. 2011 30 300
Durchschnittliches jährliches Wachstum (%) 2000‑2011 2,9

Preise

Durchschnittliche Jahresteuerung (HVPI*) (%) 2011 2,5 3,9

Energie

Bruttoenergieverbrauch in t Rohöläquivalente pro Einw. 2010 4,1 2,6
Anteil Roh- und Mineralöl (%) 2010 34,0 26,0
Anteil erneuerbarer Energien (%) 2010 11,0 9,4
Anteil Kernenergie (%) 2010 10,8 0,0

Tourismus

Betten in Hotels und Kurbetrieben pro 1000 Einw. 2011 21,4 6,6
Logiernächte pro Einw. 2011 4,1

Mobilität, Verkehr

Personenwagen pro 1000 Einw. 2010 511 447
Getötete im Strassenverkehr pro 1 Mio Einw. 2009 54,0 143,0
Strassennetz in km 2009 384 953
Schienennetz in km 2009 70 557 38 852

Soziale Sicherheit

Ausgaben in % des BIP* 2010 29,4 18,6

Gesundheit

Ärzte mit Praxistätigkeit pro 100’000 Einw. 2010 157 46
Krankenhausbetten pro 100’000 Einw. 2010 825 659
Ausgaben für das Gesundheitswesen in % des BIP* 2010 9,5 4,5
Säuglingssterblichkeit pro 1000 Lebendgeborene 2010 3,4 5,0

Bildung, Wissenschaft

Jugendliche (18-24-Jährige) ohne nachobligatorische Ausbildung (%) 2011 38,1 25,7
Erwachsene (25-64-Jährige) mit höherem Bildungsstand (%) 2011 27,6 23,7
Ausgaben für das Bildungswesen in % des BIP* 2011 5,1 5,1

Wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung

Armutsgefährdungsquote in % aller Erwerbstätigen 2011 7,7 11,1
Personen mit erheblichen materiellen Entbehrungen (%) 2011 5,3 13,0
Geschlechterspezifisches Verdienstgefälle in % (2. und 3. Sektor) 2010 23,1 5,3

*Abkürzungen
DMC = Domestic material consumption (Inländischer Materialkonsum)
KKS = Kaufkraftstandards
HVPI = Harmonisierter Verbraucherpreisindex
BIP = Bruttoinlandprodukt

Quelle: Für alle Variablen wurde nur eine Quelle verwendet: Eurostat. Gefunden beim Bundesamt für Statistik, Bern, Schweiz

 

Hauke Fehlberg

Das Land an der Weichsel hat das Interesse des in der Schweiz lebenden Agraringenieurs und Eisenbahnplaners vor über zehn Jahren geweckt und ihn seitdem nicht mehr losgelassen. In Berlin aufgewachsen, fand er es unpassend, sich in Afrika und im Nahen Osten besser auszukennen, als in seinem Nachbarland. Nachdem sich die Polnische Sprache vehement gegen das Lernen lassen gesträubt hat, hat er diese Herausforderung angenommen und ringt noch immer mit ihr. Er reist jährlich nach Polen und entdeckt ein spannendes und kulturell reiches Land mit sehr angenehmen Menschen. Wenn er Zeit findet, befasst er sich als Genealoge mit der Erforschung der Geschichte seiner aus dem damaligen Hinterpommern und Ostpreussen stammenden Vorfahren.

View Comments

  • Das sind sehr spannende Vergleichszahlen, die manchen „gefühlten Unterschied“ im Alltag bestätigen, in Teilen aber auch sehr überraschen.

    Beispiel Verkehr: Die einwohnerbezogen prozentuale Zahl der PKWs liegt in Polen knapp 13% unter der der PKWs in Deutschland. Das überrascht, betrachtet man die Verkehrsdichte auf den Straßen. Allerdings passt es mit der Menge der Verkehrswege für PKWs zusammen. Die Quote der Getöteten im Straßenverkehr ist dagegen fast dreimal so hoch; das ist nicht nur erschreckend, sondern passt leider auch zu den eigenen Beobachtungen.

    Dass aber Deutschland – wenn auch geringfügig – mehr Landwirtschaft hat (prozentual) und im geschlechterspezifischen Verdienstgefälle (wenn auch bei absolut deutlich niedrigeren Beträgen) so viel schlechter da steht als Polen, ließ mich auf das eigene Denken in Klischees stoßen.

    Deswegen finde ich die Zahlen gut: Sie sind kein Instrument gegen Klischees, aber ein Werkzeug für Reflektion.

  • Der Ausländeranteil in der Schweiz liegt bei knapp 23 Prozent; dagegen sind die 8.8 Prozent in Deutschland auch nicht soo viel.
    Der geringe Anteil von (offiziell gemeldeten) Ausländern in Polen hat natürlich auch etwas mit dem deutschen Überfall auf Polen zu tun – und mit den diversen Umsiedlungs- und Vertreibungsmassnahmen der unmittelbaren Nachkriegszeit, die u.a. Ukrainer und Deutsche betrafen. Die Tendenz zu mehr Ausländern in Polen dürfte aber gegenwärtig nach oben zeigen.

  • Bei den Ausländern werden ja zB. die Deutsch-Polen nicht mitgezählt. Wenn man sie dazurechnet, dann liegt der Anteil der „Personen mit Migrationshintergrund“ an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2011 bei 19,5 Prozent.

  • Weil wir im Grunde genommen ja auch Ausländer sind. Als ich 1987 nach Deutschland kam, da war ich kein „Deutscher“ sondern „Pole“. Meine deutsche Mutter war ebenfalls „Polin“. Wir mußten in einer Not-Wohnung für Ausländer leben, die Ausländerbehörde besuchen, meine Mutter mußte trotz Hochschulabschluss als Putzfrau arbeiten, ich wäre beinahe auf einer Hauptschule gelandet usw. und so fort. Die ganze Erfahrung von klassischen Ausländern bringen wir mit. Daß wir zB. mit 500 DM in Deutschland gestartet sind, kann man sich als „normaler“ Deutscher ja nicht wirklich vorstellen. Soviel gab einem die Oma zum Abi…

  • Ja, aber die deutschstämmigen Polen haben ja keinen „Migrationshintergrund“, da sie „autochton“ waren, d.h. nach dem Krieg am Ort geblieben sind. Die zugegebenermassen schwierige (und ungerechte!) Situation der sog. Spätaussiedler, die aus Polen nach Deutschland kamen, soll nicht bestritten werden, aber auch wenn sie sich als „Ausländer“ behandelt gefühlt haben, Ausländer waren sie nicht.

  • @Konstantin: Zahlen lügen ja auch gerne. Zum Ausländeranteil muss man ergänzen, dass u.a. das reformbedürftige polnische Melderecht dafür verantwortlich ist. Als in Polen lebender Deutscher, mit Aufenthaltsgenehmigung, Steuern in Polen zahlend, bin ich hier trotzdem nur vorübergehend gemeldet und tauche in dieser Statistik nicht auf.

    0,1% ist viel zu wenig, da gibt es allein in Warschau mehr Vietnamesen. Richtig ist, dass aber die meisten Ausländer in Polen nicht auffallen. Es gibt sehr viele Ukrainer, Weißrussen, Slowaken, Georgier, Russen und Deutsche. Seit einigen Monaten kommen allerdings immer mehr Spanier und Italiener, was auf den Straßen dann schon deutlicher auffällt.

    Ich schätze, dass der tatsächliche Ausländeranteil bei 3-5% liegt. Kann ich aber nicht richtig begründen oder mit Links versehen.

    Interessant in diesem Zusammenhang auch die offiziellen und geschätzten Einwohnerzahlen von Warschau und Krakau. In beiden Fällen kann man auf die offiziellen Zahlen (1,7 bzw. 0,8 Millionen) noch ein paar Hundertausend draufzählen, die nicht gemeldet sind.

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