Fragt man nach sehenswerten polnischen Städten, bekommt man meist „die Klassiker“ zu hören: Kraków (Krakau), Wrocław (Breslau) oder Gdańsk (Danzig). Wie wäre es denn einmal mit Kazimierz Dolny? Dieses malerisch an der Weichsel gelegene, 2.125 Einwohner zählende Städtchen (die gesamte Gemeinde zählt 7.046 Einwohner, Stand: Ende 2011) befindet sich 150 km südöstlich von Warschau und 50 km nordöstlich von Lublin in der Woiwodschaft Lubelskie. Unter Polen ist Kazimierz Dolny wegen seiner wunderschönen, historischen Altstadt ein beliebtes Ausflugsziel.
Zur Geschichte
Der überschaubare Rynek (Marktplatz) ist Herzstück des Städtchens, jedoch nicht mehr in seiner originären Bauweise vorhanden. Aufgrund von Bränden und der Weltkriege wurde er mehrmals in veränderter Form neu errichtet. Die Geschichte des Rynek geht auf das 14. Jahrhundert zurück, die Anfänge der Stadt lassen sich auf das 12. Jahrhundert rückdatieren. Die zwischen 1615 und 1635 erbauten Bürgerhäuser mit kunstvollen, anekdotenbehafteten Steinschnitzereien erinnern an den einstigen Wohlstand der Kleinstadt, der vor allem auf erfolgreichen Getreidehandel zurückzuführen ist. Nachdem sich im 14. Jahrhundert immer mehr Juden in Kazimierz Dolny niedergelassen hatten, wurde 1536 eine Synagoge errichtet. Noch heute erinnert sie an die einstige christlich-jüdische Koexistenz, der der Zweite Weltkrieg ein Ende setzte.
Für Touristen
Kazimierz Dolny ist auf Touristen gut vorbereitet; diverse Restaurants laden zum Genuss polnischer und internationaler Gerichte ein, Händler verkaufen selbstgemachten Schmuck, aus Holz geschnitzte Rosen, Kleidung und etwas skurril anmutende Bilder und Figuren von Juden. Besonders beliebtes Souvenir, wenn auch nur kurzweiliges, und geradezu Markenzeichen des Städtchens ist der kogut (Hahn) aus Hefeteig, den man sowohl in Bäckereien als auch an Straßenständen kaufen kann.
Sehenswert
Der Aufstieg auf die Góra Trzech Krzyży (Drei-Kreuze-Berg) ist zwar mühselig, von dort hat man allerdings einen traumhaften Blick auf das Stadtpanorama: den Rynek, das auf einem Hügel gelegene Franziskaner-Kloster und die Weichsel. Gemütlich auf einer Bank sitzend kann man dem Treiben auf dem Rynek oder dem kleinen Handelsplatz zusehen. In die entgegengesetzte Richtung blickend kann die Burgruine und die verhältnismäßig gewaltige St.-Anna-Kirche bestaunt werden.
Außerhalb der Stadt, auf einem Hügel, befindet sich ein jüdischer Friedhof. Er wurde im Zuge des Zweiten Weltkrieges zerstört. Später wurde aus wiedergefundenen Grabsteinen eine Art „Klagemauer“ errichtet.
In der näheren Umgebung gibt es teils natürlich entstandene, teils von Menschenhand geschaffene wąwozy (Hohlwege) von drei und mehr Metern Tiefe. Diese Schluchten führen mitten durch den Wald. Zu Frühlingsanfang bahnt sich das Schmelzwasser hier seinen Weg ins Tal, während der Boden gleichzeitig noch gefroren ist. So ein Naturphänomen ist wahrlich nicht überall zu entdecken.
Ausführliche Informationen über die Stadt auf Polnisch und Englisch auf der Homepage