(Warszawa, BD) Interessante Folgerungen ziehen die Redakteure der Tageszeitung Rzeczpospolita aus den Daten zur Gehaltsentwicklung und Arbeitslosigkeit bei den Einwohnern der grössten Städte in Polen.
So merkt man beispielsweise schnell, dass man der Theorie von der armen ‚Ostwand‘ , damit ist eine Reihe an der Ostgrenze Polens liegender Woiwodschaften gemeint, nicht vorbehaltslos zustimmen darf. Zwar steht die Stadt Białystok mit 12,4 Prozent oben an der Spitze des polnischen Arbeitslosigkeits-Rankings, dicht dahinter liegt aber bereits die Stadt Kielce und die zentral in Polen gelegene Stadt Łódź. Die Quote in Szczecin, nicht ganz einhundert Kilometer von Berlin entfernt, gleicht in Bezug auf die Arbeitslosenquote in der weit im Osten gelegenen Stadt Lublin.
Nicht weniger interessant scheinen die Ergebnisse der Analyse der durchschnittlichen Gehaltsverteilung in polnischen Großstädten zu sein. Von der ‚armen Ostwand Polens‘ ist auch bei diesem Kriterium wenig zu sehen, denn am wenigsten verdienen die Arbeitnehmer in den Regionen der Oder-Woiwodschaften, etwa in den Städten Zielona Góra (Grünberg) und Gorzów Wielkopolski (Landsberg an der Warthe). Dieser Negativrekord wird gefolgt von den Regionen an der Ostgrenze: Etwa in den Städten Białystok und Lublin – aber auch der zentral gelegenen Stadt Łódź (Lodsch).
Schlesier verdienen gut
Die höchsten Einkommen werden, überraschend und leider etwas schade für den in Warschau lebenden Autor dieses Beitrags, nicht in Warschau erzielt: Die Spitze der Gehaltsskala markiert Katowice (Kattowitz). Die hohen Einkommen in der oberschlesischen Region sind vor allem der Tatsache geschuldet, dass ein grosser Teil der Arbeitnehmer im Bergbausektor beschäftigt ist. Für deutsche Ohren klingt das zunächst verwunderlich, gilt doch der Bergbau als eher ‚auf dem absteigenden Ast‘ befindlich. Doch ist der Bergbau in Polen durchaus noch ein Hort traditionell guter Einkommen, oft gepaart mit Sonderprämien und Weihnachtsgeldern.
Für Investoren in Polen folgt daraus ein klares Ergebnis: Eine tiefgehende Analyse – über die grobe Richtschnur der angeblich sinkenden Einkommen gen Osten hinaus – ist erforderlich. Die genaue Betrachtung der Arbeitsmarkt- und Gehaltslage, aber natürlich auch der Know-how-Lage, in der künftigen Investitionsregion kann von grundlegender Bedeutung für das Gelingen des Vorhabens sein. Vorausgesetzt, die statistischen Zahlen spiegeln die tatsächlichen Verhältnisse ausreichend gut wider.