Typisch polnische Dinge II – Bunzlauer Keramik und Scherenschnitte

Wir hatten unsere Leser*innen dazu aufgerufen, uns ihre typisch polnischen Dinge zu schicken. Wir wollen mehr über Polen im Spiegel von Objekten erfahren: Welche Dinge werden mit unserem Nachbarland verknüpft? Welche werden als prägend angesehen? Viele Dinge sind nämlich Teil unseres Alltagslebens. Sie haben verschiedene, identitätsstiftende Funktionen. Wir erhielten viele interessierte Zuschriften auf unseren Aufruf und freuen uns, nachfolgend Magdalenas Perspektive vorzustellen:

 

Magdalena ist Kulturwissenschaftlerin und hat einen Blick für traditionelle Dinge des Alltags. Für sie sind ihre Schalen aus Bunzlauer Keramik (poln: Ceramika

Magdalena Prosinska, Loft Design Berlin

Bolesławiec) sowie das Bild eines Scherenschnitts aus Kurpie besonders prägend. Sie sind Elemente ihrer Wohnung und begleiten sie im Alltag. Bunzlauer Keramik ist weit über Polen hinaus bekannt, deren ersten Stücke sich auf das 15. Jahrhundert zurückdatieren lassen. Das heutige typische Aussehen der bekanntesten Dekore, die erstmals 1882 auftauchten, hat sich im Laufe der Zeit sehr gewandelt. So waren vor 1882 vor allem braune Lehmglasuren der Standard. Herausragende Bedeutung erhielt in der Kulturgeschichte der Bunzlauer Keramik die Fachschule für Bunzlauer Keramik, die 1897 eröffnet wurde und bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Bestand hatte. Die Stempel- und Maltechniken werden nach wie vor von Hand aufgetragen werden. Damit ist jedes Stück ein Unikat.

 

Magdalena Prosinska, Loft Design Berlin

Die polnischen Scherenschnitte sind traditionelles Element des Brauchtums aus Masowien und den umliegenden Regionen. Die ersten Scherenschnitte aus Buntpapier können für die Zeit vor etwa 150 Jahren nachgewiesen werden; speziell in den Dörfern im Weichselgebiet um Jeziorna. Sie wurden ursprünglich von Konditor*innen als Vorlage für die Verzierung von Gebäck genutzt. Heute erfreuen sie sich aber einer großen Beliebtheit bei Touristen.

 

Haben Sie ebenfalls Bunzlauer Keramik oder Scherenschnitte zuhause? Und welches Dekor mögen Sie am liebsten?

Katharina Schuchardt

Katharina studierte Europäische Ethnologie, Klassische Archäologie und Volkswirtschaftslehre. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst an den Universitäten Posen und Kiel und verbrachte zudem einige Zeit für ihre Promotion in Oppeln/Opole. Durch ihre zahlreichen Aufenhtalte in Polen verliebte sie sich endgültig in das Land. Diese Verbindung ist bis heute geblieben und sie möchte diese Leidenschaft mit anderen teilen (E-Mail: Katharina.Schuchardt@polen.pl).

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