Umgeben von Produkten aus Polen

Neulich postete ein Redaktionskollege in unserer polen.pl-WhatsApp-Gruppe eine elektrisierende Nachricht. Gleich hinter der Grenze bei Schwedt, wurde auf der polnischen Seite der allseits bekannte Marienkäfer-Supermarkt eröffnet (ich bitte um Nachsicht – ist möchte Produktplatzierung vermeiden). Für viele auf der deutschen Seite, die das Glück haben in der Nähe zu wohnen, war das ein Ereignis, welches gleich zum meistgelesenen Beitrag in den lokalen Medien wurde – und darüber hinaus zu endlosen Schlangen an den Ladenkassen geführt habe.
Dass dem so war glaube ich gern. Nicht nur aufgrund der anhaltenden Inflation.

Deutscher Markt

Auf der Suche nach einer witzigen und geistreichen Antwort schrieb ich in die Gruppe, dass es längst überfällig sei, dass das Unternehmen den Sprung auf den deutschen Markt wagt. Dieser ist zwar gesättigt, aber doch nicht in der Uckermark. Dies soll keine Wertung sein, sondern reine Deskription, die auf persönlichen Erfahrungen gründet (ich habe viele deutsch-polnische Jugendprojekte in der Uckermark begleitet). Eine Diskussion entbrannte, die sich im Kern um die Frage drehte, ob denn das polnische Unternehmen (was der Betreiber der Supermarktkette eigentlich gar nicht ist) bereit wäre deutsche Löhne und Mieten zu zahlen. Nun, das ist eine interessante Frage. Schauen wir doch mal, ob es auch eine interessante Antwort darauf gibt.

Die Polen sind da

Um es nicht allzu spannend zu machen, kann ich die Antwort gerne vorweg nehmen. Sie lautet nämlich ganz einfach “ja!”. Polnische Unternehmen, die in Deutschland agieren, sind selbstredend in der Lage (und in der Pflicht) sowohl Deutsche Gehälter, als auch deutsche Mieten zu zahlen. Und damit das klar ist, dies ist keine hypothetisch-akademische Metafeststellung, sondern die schlichte Realität. Die vielen polnischen Unternehmen hierzulande, leben es schließlich tagtäglich vor. Sie fragen sich welche Unternehmen gemeint sind? Auch hierauf habe ich eine – hoffentlich interessante – Antwort parat.

Überall wo man hinschaut

Meine Frau und ich haben kürzlich ein neues Bett für unsere kleine Tochter bestellt. Ich schreibe zwar Sie sei klein, aber doch schon groß genug um aus dem alten Kinderbett rausgewachsen zu sein. Wir haben in einem Möbelhaus bei uns um die Ecke ein sehr schönes Modell ausgesucht. Richtig mädchenhaft. Und ja, in diesem Fall ist es eine Wertung. Eine positive natürlich! Drei Wochen später wurde das einhornbehaftete Möbelstück geliefert. Eine weitere Woche dauerte es, bis es schließlich seinen zugedachten Platz in der Ecke des Kinderzimmers einnahm. Beim Zusammenbauen fiel mir auf, dass das Bett, obwohl in Deutschland bestellt, aus Polen kommt. Sogar aus einem Ort, den ich zufällig recht gut kenne. Später fiel mir auf, dass gleiches für meine neue, in einer deutschen Drogerie gekaufte Zahnpasta gilt. Auch die Batterien für meinen Game-Controller stammen allesamt aus dem Land an Oder und Weichsel. Die Wohnlandschaft, die wir vor wenigen Jahren in Norddeutschland gekauft haben, ebenfalls. Das brachte mich dazu eine Inventur in unserem Haushalt vorzunehmen, die rasch zu der Erkenntnis führte, dass ich im Grunde von lauter Dingen aus Polen umgeben bin. Wobei mir das bei der Hälfte davon gar nicht auffiel. Für den Garten, bei der Beschaffung eines Rosenbogens, hat das mein Kollege Jens auch schon festgestellt. Kaum zu glauben, dass wir noch 2013 über einen polnischen Apfelsaft im deutschen Handel staunten. Wie sich doch die Zeiten ändern!

Fällt es Ihnen in Ihrem Haushalt auf?

Schon klar

Alle Sachen, die ich aufgelistet habe, wurden zwar von polnischen (Tochter)Unternehmen, aber eben auch in Polen hergestellt. Dabei sollte es ja um polnische Firmen gehen, die in Deutschland produzieren. Keine Sorge, ich habe es nicht aus dem Blick verloren. Doch bevor wir zum Wesentlichen kommen, müssen Sie sich noch etwas gedulden und vielleicht auch ein wenig umschauen. Vor allem dann, wenn Sie diesen Artikel in einem Bus oder einem Zug lesen. Beide könnten aus Polen stammen. Und ich meine damit nicht nur die Produktionsstätte, sondern auch die Marke. Und wenn Sie gerade nicht im Zug sondern in der Küche sind, schauen Sie doch mal nach ob Ihr Kühlschrank oder Ihr Geschirrspüler nicht zufällig polnischer Herkunft sind. Wenn Sie auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis achten, könnte es sogar sein, dass Sie ein/e stolze/r Besitzer*in einer polnischen Marke sind. So wie meine Nachbarin zum Beispiel, der ich im letzten Jahr helfen musste mit ihrer neuen Waschmaschine zu kommunizieren (die vom Werk eingestellte Sprache war die des Herkunftslandes – Polnisch).

Jetzt aber

Doch nun zu den polnischen Unternehmen, welche hierzulande Arbeitsplätze schaffen und auch deutsche Mieten zahlen. Um konsequenterweise keine Produktplatzierung zu betreiben, werde ich an dieser Stelle keine Marken nennen. Aber seien Sie versichert, davon gibt es einige – auch wenn Sie sich in Deutschland häufig hinter anderen Namen verbergen als in Polen. Warum das so ist, überlasse ich Ihnen. Sie sollten jedenfalls aus diesem Text entnehmen, dass Sie schon häufig an polnischen Tankstellen getankt, polnische Kleidung getragen und viele polnische Produkte konsumiert haben und damit gleichzeitig zum deutschen Bruttoinlandsprodukt beitrugen. Denn selbst wenn ein polnisches Produkt hierzulande „nur“ vertrieben wird, so wird es eben hierzulande vertrieben. Von deutschen Verkäufer*innen und in deutschen Shoppingmalls! Das bringt Steuern, Mieten und Versicherungsbeiträge ein. Darüber hinaus gibt es polnische Firmen, die tatsächlich auch in Deutschland produzieren. Mich jucken die Finger um sie aufzulisten, aber stattdessen verweise ich Sie lieber auf ihre Lieblingssuchmaschine. Ja, auch hierbei bleibe ich meiner Linie treu und verzichte auf Schleichwerbung.

Augen auf beim Kauf

Polnische Firmen haben bis 2019 knapp 1,5 Milliarden Euro in der Bundesrepublik investiert. Das ist im Vergleich zu der umgekehrten Richtung nicht viel, aber die Tendenz ist steigend. Dafür sorgt unter anderem die Polnische Agentur für Investitionen und Handel, die seit wenigen Jahren in Frankfurt am Main angesiedelt ist. An der kontinuierlichen Steigung polnischer Investitionen in Deutschland haben weder die Pandemie, noch der Krieg in der Ukraine gerüttelt. Ich bin gespannt, ob und wie die heranziehende Energiekriese und die politischen Querelen zwischen den beiden Ländern ihre Schatten auf diese Entwicklung werfen. In jedem Fall empfehle ich Ihnen jedoch die Augen offen zu halten und aufmerksam zu sein. Für die polnischen Produkte (made in Germany) natürlich.