Im Sieg solidarisch

Datum/Zeit
Date(s) - 13/12/2019
20:00 - 22:00

Veranstaltungsort
na To

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Diskussion mit Miroslaw „Maken“ Dzięciołowski (Polnisches Radio), Jurek Kleszcz (Kamahuk/UK) sowie Mamadou Diouf & Sama Yoon (PL) live
Aftershow ab 23:00 Uhr (Ort: t.b.a): „Punky Dubby Reggae Party – A UK/PL Story“ mit Ossia (Bristol), Joint Venture Soundsystem (Warschau), Al-Haca Soundsystem (Berlin/Leipzig) & MRN (Jahtari, Leipzig/D)
Der 13. Dezember ist tief ins polnische Gedächtnis eingebrannt. An jenem Tag des Jahres 1981 verkündete General Wojciech Jaruzelski den Kriegszustand, um Herr der chaotischen Lage zu werden und jene politische Bewegung zu zerschlagen, die um die 1980 zugelassene Gewerkschaft Solidarność gewachsen war. Acht Jahre später, nach den ersten halbfreien Wahlen im Juni und dem Beginn der Verhandlungen zur friedlichen Machtübergabe am Runden Tisch, zudem nach dem Mauerfall als endgültigem Zeichen einer neuen Zeit, arrangierten die Brüder Kleszcz, lange Zeit schon Förderer des Reggae in Polen, eine ganz besondere Geste, die im Augenblick des Sieges den solidarischen Blick für weiterhin anstehende globale Kämpfe einforderte. Die schon länger funktionierende Achse zum britischen Reggae nutzend – bereits 1983 tourte die britische Band Misty in Roots durch Polen – organisierten sie das Solidarność-Anti-Apartheid-Festival, das britisch-jamaikanische Acts mit polnischen Reggae-Musikern vereinte, die wiederum oft Punk- und Jazz-Background hatten – unter ihnen Linton Kwesi Johnson &die Dennis Bovell Dub Band, Twinkle Brothers, Bob Andy, Brisley Ford von Aswad und Benjamin Zephaniah. Selbst Adrian Sherwood von On-U Sound war geladen, konnte aber krankheitsbedingt dann doch nicht den Live-Dub-Mix übernehmen. Dass die Kämpfe in der neuen Zeit allerdings auch lokal weiter gehen würden, deutete sich während des Abends an, der ansonsten als rauschende Party begangen wurde: Lokale Nazi-Skinheads provozierten mit Sieg-Heil-Rufen und attackierten Besucher.

Jurek Kleszcz, einer der Organisatoren, kommt extra aus London angereist, um mit Maken – einem der wichtigsten Reggae-Promoter Polens und damaligem Punk mit Beziehungen zur oppositionellen Punk-Kreisen in Ostberlin – die Kontexte aus heutiger Perspektive zu diskutieren. Zudem tritt Mamadou Diouf auf, der damals als blutjunger Musiker zum Line-Up zählte, heute aber ein führender afro-polnischer Act ist. Der 1983 zum Studieren aus dem Senegal gekommene und seit den späten 1980ern in Polen musikalisch aktive Diouf vermengt vibrierenden Afro-Pop mit Reggae und Jazz, unterstützt durch Sama Yoon, eine Gruppe von renommierten Musikern der polnischen Reggae- und Globalgroove-Szene, und lässt das Ganze vom Dubproduzenten Activator Mario Dziurex live mixen – der wiederum mit Maken aka DJ Bass Reprodukktor Xiądz Maken I das Joint Venture Soundsystem betreibt, das eines der ältesten Polens ist und für die folgenden Dubby-Punky-Reggae-Aftershowparty aktiviert wird, die an einem noch anzusagenden Ort Leipziger Subkultur steigt und zudem Ossia aus Bristol (UK) mit einem Post Punk Dub-Set sowie das Al-Haca Soundsystem und MRN aus dem Umfeld des Leipziger Labels Jahtari sowie mit Plugdub eine basskräftige klassische Eigenbau-Anlage aufbietet.