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Datum/Zeit
Date(s) - 11. Oktober 2024
14:00 - 18:00

Veranstaltungsort
Ludwigs-Maximilans-Universität München

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„Heimat in Gefahr – dies Land bleibt deutsch“. Abstimmungen zur Staatszugehörigkeit nach dem Versailler Vertrag

Veranstaltungstermin: Freitag, 11. Oktober 2024, 14.00–18.00 Uhr

Referenten: PD Dr. Heinz Starkulla (München), Professor Dr. Ryszard Kaczmarek (Kattowitz), Professor Dr. Jörn Leonhard (Freiburg)

Moderation: Professor Dr. Andreas Otto Weber (HDO)

Veranstaltungsort: Ludwig-Maximilians-Universität München, Hörsaal B001, Oettingenstraße 67, 80538 München

Anmeldung erforderlich: 089/449993-0 telefonisch oder poststelle(at)hdo.bayern.de per E-Mail

In Kooperation mit: Arbeitsgemeinschaft für ost- und westpreußische Landeskunde der LMU München

Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg bürdete der Versailler Vertrag dem Deutschen Reich mitsamt der Kriegsschuld hohe Lasten auf: Das Land wurde entwaffnet und in Teilen besetzt; immense Reparationen wurden gefordert; weite Gebiete im Westen und im Osten waren an Nachbarstaaten abzutreten, vornehmlich Elsass-Lothringen an Frankreich und der „Korridor“ an Polen. Für einige Landstriche sah der Vertrag Abstimmungen vor, so auch in Teilen West- und Ostpreußens sowie in Oberschlesien. Hier sollte die Bevölkerung darüber entscheiden, ob sie mit ihrer Heimat bei Deutschland verbleiben oder Polen zugeschlagen werden wollte.

Die Abstimmungen gingen in den genannten Gebieten für Deutschland aus, und das wurde von den Siegermächten – außer für Ost-Oberschlesien – so akzeptiert. Das freilich ist seit 1945 nur noch ein Abschnitt aus dem Geschichtsbuch, denn die Abstimmungsgebiete liegen weit ostwärts der Oder-Neiße-Linie. Aber das heißt nicht, dass es heute nicht mehr lohnt, auf diese Ereignisse mitsamt ihren Voraussetzungen und Folgen zurückzuschauen.

Denn in ihnen zeichnen sich wie in einem Brennglas politische Konflikte, hasserfüllte Feindbilder und blutige Kämpfe ab, die das Verhältnis von Polen und Deutschen für lange Zeit geprägt haben und die womöglich noch heute – wenn auch eher im Verborgenen – nachwirken. In einem Europa, das zusammengehören will, und noch mehr in einem Europa, dessen Zusammengehörigkeitsgefühl neuerdings auch stark auf die Probe gestellt wird, lässt sich daraus zweifellos einiges lernen, wie Feindschaft zwischen Völkern gesät wird, und was wir heute anders und besser machen können.

Drei Referate konturieren die Tagung: Jörn Leonhard legt Zustandekommen und Folgen der Abstimmungen dar; Heinz Starkulla jr. skizziert die deutsche und polnische Propaganda für die Abstimmung; Ryszard Kaczmarek schildert die Kämpfe der deutschen Freikorps und die polnischen Aufstände der damaligen Zeit.

Professor Dr. Jörn Leonhard ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte Europas bis ins 20. Jahrhundert und die Geschichte von Krieg und Frieden. Er erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den renommierten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis.

Priv.-Doz. Dr. Heinz Starkulla jr. ist Vorsitzender der AG für ost- und westpreußische Landeskunde der Ludwigs-Maximilians-Universität München sowie Mitglied des Instituts für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der LMU. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören Kommunikationsgeschichte und Propagandaforschung.

Professor Dr. Ryszard Kaczmarek ist Inhaber des Lehrstuhls für Archivistik und Geschichte Schlesiens an der Schlesischen Universität Katowice / Kattowitz und Leiter des dortigen Instituts für Regionalforschungen der Schlesischen Bibliothek. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört die Geschichte Oberschlesiens im 19. und 20. Jahrhundert.