Ein Jahr des Krieges

“Erinnerst Du Dich an diesen Abend vor einem Jahr? Ich erinnere mich sehr genau. Ich ging in der Stadt spazieren. Der Krieg lag schon in der Luft.”
Das schrieb mir mein Lemberger Freund Bodzio (Bohdan) gestern Abend. Er fügte ein Foto hinzu und beschrieb es: Vor einem Jahr war das eine Wiese. Auf diese außergewöhnliche Weise, gedenken wir der Gefallenen.”.

24.02.2022


Ein Jahr ist es schon her. Mein Gott. Ich weiß noch wie ich an diesem Tag früh aufwachte. Bohdan sollte einen Beitrag für polen.pl liefern und schildern wie die Menschen in seinem Umfeld das Leben in einer permanenten Kriegsgefahr meistern. Nichts da. Ein gewisser ehemaliger KGB- und FSB-Offizier hatte ganz andere Pläne. Statt des Beitrags erhielt ich eine Nachricht. „Mein Text ist obsolet“. Kurz darauf folgte noch “Ich melde mich freiwillig um für unsere und Eure Freiheit zu kämpfen.”. Für einen Deutschen mag das aufgeblasen klingen. Ein Pole versteht es sofort. Anderes historisches Gedächtnis eben. Bohdan wurde nicht eingezogen. Keine Erfahrung am Dienst an der Waffe. Sein bester Freund indes schon. Er ist nicht lange danach gefallen.

Die Hitze des Gefechts

Fortan kämpften viele Leute gegen den russischen Angriff. Die Ukrainer an der Front, im Kugelhagel. Viele Menschen in Deutschland dagegen humanitär. Es fällt schwer, nicht rührselig zu werden, wenn man bedenkt, wie viel selbstlose Unterstützung in dieser düsteren Zeit stattgefunden hat. Die meisten Deutschen haben richtig reagiert. Sie beschlossen, das Böse mit dem Guten zu bekämpfen. Darunter auch Sie, unsere Leserinnen und Leser. Bohdan meldete im Sommer, das unserer Aufruf vom 28.02.2022 zu einer Rekordzahl (!) an CAT-Abbinden geführt hat. Es wurden aber nicht nur die geschickt. Wiesławs Halle an der polnisch-ukrainischen Grenze, empfing noch im Juni Verbandsmaterial. Es heißt: „Wer ein Menschenleben rettet, dem wird es angerechnet, als würde er die ganze Welt retten“. Und Sie haben viele Menschenleben gerettet. Danke.

Frieden

Morgen in der Bundeshauptstadt werden mindestens zwei Großkundgebungen erwartet. Eine von Alice Schwarzer und Sarah Wagenknecht, die noch wenige Tage vor Kriegsbeginn in diversen Polit-Talkshow Putins Anwalt gespielt hat und leidenschaftlich ihre Gesprächspartner mit Worten wie diesen bedachte: „Was hier teilweise herbeifantasiert wird! Wir können heilfroh sein, dass der Putin nicht so ist, wie er dargestellt wird. Nämlich als ein durchgeknallter russischer Nationalist, der sich daran berauscht, Grenzen zu verschieben.“

Zu der anderen Kundgebung hat Katja Kipping aufgerufen, die wohlgemerkt ebenfalls von der Partei Die Linke ist. Sie will vor der russischen Botschaft demonstrieren. Dabei kann sie sich auf die Unterstützung seitens Gruppen und Vereinen verlassen, die verstehen, was Annalena Baerbock bei der gestrigen Generalversammlung der UN zum Ausdruck gebracht hat: “Wenn Russland aufhört zu kämpfen, endet dieser Krieg. Wenn die Ukraine aufhört zu kämpfen, ist es das Ende der Ukraine.”.

Alles Gute endet schnell. Dieser Krieg wird folglich lange dauern.