Datum/Zeit
Date(s) - 11. April 2024
18:00 - 20:00
Veranstaltungsort
Haus des Deutschen Ostens
Kategorien
Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten Millionen von Deutschen ihre Heimat im östlichen Europa verlassen. Es waren vor allem Frauen, die sich als erste auf den sehr beschwerlichen Weg machten. Mütter und Großmütter, Schwestern und Tanten – zusammen mit Kindern und Alten beschritten sie die Reise ins Ungewisse. Vielen fiel es schwer, später über das Erlebte zu berichten, andere erzählten so oft davon, bis sie keine Zuhörer mehr fanden.
Die Ausstellung „Ungehört – die Geschichte der Frauen“ richtet ihren Blick auf Erfahrungen und Schicksale, Verluste, Erfolge und Leistungen von Frauen in den Jahren der Flucht, Vertreibung und Integration.
Im Mittelpunkt der Präsentation stehen sechs Zeitzeuginnen, die aus unterschiedlichen Regionen des östlichen Europa stammen. Ihre Wege durch die Kriegs- und Nachkriegsgeschichte weisen Gemeinsamkeiten auf – und sind dennoch jeder für sich ganz besonders. Sie stehen exemplarisch für viele deutsche Frauen, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen mussten.
Im zweiten Teil der Ausstellung werden die Biografien der Zeitzeuginnen in einen größeren historischen Kontext eingeordnet.
Wie war die Situation vor Ende des Zweiten Weltkrieges? Welche Entwicklungen prägten die Lage in ihren Herkunftsgebieten gegen Ende des Zweiten Weltkrieges? Flucht und Vertreibung waren nicht die ersten und einzigen Ereignisse, die für Frauen ein einschneidendes Erlebnis darstellten. Dazu gehörte für viele die Erfahrung einer brachialen Gewalt beim Einmarsch der Sowjetarmee – Mord, Raub und Vergewaltigungen. Außerdem trafen NS-Herrschaft und Krieg nichtdeutsche Frauen mit einer unfassbaren Brutalität. Auch ihr Schicksal ist ein Thema der Präsentation.
Welche Auswirkungen hatten Flucht und Vertreibung auf Frauen? Sie waren oft diejenigen, die alle wichtigen Habseligkeiten zusammenpacken, die Fluchtroute planen und Sicherheit und Nahrung für die Familie organisieren mussten. Eine besondere Bedrohung, vor der Mütter sich selbst und ihre Töchter beschützen mussten, war sexualisierte Gewalt, der sie auf der Flucht jederzeit ausgesetzt sein konnten.
Welche Herausforderungen warteten bei der Ankunft im Westen auf die Frauen? Sie hatten vor allem die Ernährung ihrer Familie sicherzustellen und die beengten Wohnverhältnisse für alle erträglich zu gestalten. Ein besonderer Fokus liegt in diesem Themenbereich der Ausstellung auf dem Leben in Flüchtlingslagern.
Wie gelang den Frauen die Integration und wie bewältigten sie den Heimatverlust? Nach den Herausforderungen der ersten Jahre entwickelten viele von ihnen unterschiedliche Strategien beim Umgang mit der Situation in der Aufnahmegesellschaft. Dazu gehörte das Engagement in verschiedenen Organisationen wie den Landsmannschaften, aber auch in der Kirche und der Politik. Heimatreisen waren eine Möglichkeit, mit der Vergangenheit zu einem gewissen Maß Frieden zu schließen, die viele Frauen nutzten. Andere verarbeiteten das Erlebte in Kunst und Literatur. Auch das Arbeitsleben stellte nicht nur eine wirtschaftliche Notwendigkeit dar, sondern bot eine wichtige Chance zur Integration und erwies sich für viele Frauen als eine Form der Selbstverwirklichung.
Wie beeinflussten das Kriegsende sowie Flucht und Vertreibung das Ehe und Familienleben und die Geschlechterrollen? Dies ist ebenfalls ein Thema der Ausstellung. Statistisch gesehen heirateten viele Vertriebene eher untereinander. Auffallend viele vertriebene Frauen blieben ihr Leben lang unverheiratet.
Welchen Einfluss hatte das Geschehen von Flucht und Vertreibung auf spätere Generationen? Auch das Transgenerationenerlebnis wird in „Ungehört – Die Geschichte der Frauen“ aufgegriffen und näher beleuchtet.
Anmeldung zur Finissage erforderlich:
telefonisch unter 089-449993-0 oder per E-Mail unter poststelle(at)hdo.bayern.de
Weitere Informationen gibt es hier.