Datum/Zeit
Date(s) - 9. Mai 2025
19:00 - 21:00
Veranstaltungsort
Polnisches Institut Leipzig
Kategorien
Zum Jahrestag der Verfassung vom 3. Mai 1791 und zum Gedenken an 80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs
Krieg, Besatzung und Verbrechen hatten unmittelbare Auswirkungen auf die Gefühle der Bevölkerung der Republik Polen. Die ersten Bombenabwürfe des Zweiten Weltkriegs auf polnische Städte und Dörfer im September 1939 lösten Furcht und Überlebensangst aus. Von diesem Moment an wurde das Gefühl der Ungewissheit über den nächsten Tag, die nächste Stunde, zum Dauerzustand auch über das Kriegsende in Polen 1945 hinaus.Dieses Gefühl war höchst berechtigt. Vertreibungen, Zwangsarbeit (meist in der Fremde), Repressalien, Verhaftungen, Hungersnot, Typhus, Holocaust – das waren die größten Sorgen der Zivilbevölkerung im deutsch besetzten Polen. Zu Angst und Ungewissheit gesellten sich Hass auf den Feind, Sehnsucht nach den Angehörigen und Hoffnung auf ein schnelles Kriegsende.
Ziel des Vortrags ist es, Emotionen aus der Zeit der deutschen Besatzung Polens während des Zweiten Weltkriegs darzustellen, mit besonderem Schwerpunkt auf den letzten Kriegsmonaten. Viele dieser Gefühle sind prototypisch für die Situation im gegenwärtigen Krieg in der Ukraine, was die Notwendigkeit einer Reflexion über historische Emotionen zusätzlich rechtfertigt.
Die Historikerin und Ethnologin Dr. Katarzyna Woniak ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Augsburg mit dem eigenen DFG-Projekt „Emotionen unter extremen Bedingungen. Gefühlswelten in Polen unter deutscher Besatzung 1939–1945“. Ihr Forschungsinteresse gilt der Zwangsarbeit und der Besatzungsgeschichte im Zweiten Weltkrieg. Außerdem befasst sie sich mit Themen der Medizin- und Geschichtsethik sowie deutsch-polnischen Erinnerungsorten. Zuletzt stellte sie ihre Monografie „Zwangswelten. Emotions- und Alltagsgeschichte polnischer ‚Zivilarbeiter‘ in Berlin 1939–1945“ in polnischer und deutscher Sprache fertig.
Zur Vortragsreihe:
Am 3. Mai, dem polnischen Nationalfeiertag zur Erinnerung an die erste moderne geschriebene Verfassung in Europa vom 3. Mai 1791, erinnert die jährliche „Poniatowski-Vorlesung“ an den Fürsten Józef Poniatowski, der 1813 bei der Völkerschlacht in Leipzig ums Leben kam.
Veranstalter: Polnisches Institut Berlin – Filiale Leipzig in Kooperation mit dem Zentrum für historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften im Rahmen des Klaus-Zernack-Colloquiums