Der Mai ist ein Monat der Freude. Ganz besonders in Polen. Er fruchtet mit einigen fröhlichen Events und Jahrestagen, allen voran den Feierlichkeiten zum 3. Mai. Aber eben nicht nur.
In dem nach einer römischen Göttin benannten Monat reiben sich viele Hoteliers und Restaurantbetreiberinnen und Restaurantbetreiber die Hände. Millionen Polinnen und Polen ziehen schließlich los, um ihre Majówka {majufka} wahlweise am Meer, in den Bergen oder schlicht in ihrem eigenen Schrebergarten zu verbringen. Sämtliche Metzgerläden werden leergekauft und die Straßen umwebt ein nie enden wollender Grillrauch. Auch Brauereien und Bierkonzerne streichen den Monat im Kalender tiefrot an.
So weit, so gut. Menschengedränge, Bier und den Duft gebratenen Fleisches kennt man auch hierzulande. Was ist also anders bei den Polen?
Studis an die Macht
Anders, vor allem für die jungen Menschen, sind die sogenannten Juwenalia – ein Fest der Studierenden. Und da in Polen seit jeher fast die Hälfte aller 20-24 Jährigen eine Hochschule besucht, gehen die Festspiele im Grunde an Niemandem spurlos vorüber. Pünktlich zum ihrem Start bekommen die Studiosi den Schlüssel zur Stadt überreicht und haben seither symbolisch das Sagen. Jedenfalls für einige Tage. Und das ist gut so.
Was sind Juwenalia?
Was zeichnet nämlich ihre „Regentschaft” aus? Straßenbau? Investitionen in das Gesundheitswesen? Aufforstung der Bibliotheksbestände? Nein, nein, nichts dergleichen. Aber das ahnt jeder, der schon mal in einem Hörsaal gesessen hat.
Die Agenda einer jeden studentischen Regierung in den immerhin 97 Hochschulstädten in ganz Polen, besteht im Grunde aus einem einzigen Punkt – und zwar dem Feiern.
Juwenalia heißt schließlich Jugendspiele und nicht „Jugendlangeweile“. Ich bitte um Nachsicht, bei dieser schwachen Pointe.
Was steht genau auf dem Plan?
Die Details mögen von Stadt zu Stadt variieren, aber es gibt durchaus feste Punkte, die allen Juwenalia-Festivitäten beiwohnen.
Zum einen ist da der Festumzug, bei dem alle Teilnehmenden ausgefallene Kostüme tragen. Die schönsten, oder die originellsten (das geht nicht immer einher, finde ich), werden selbstredend prämiert. Das und die großen Augen der Zuschauer sind für viele Ansporn genug, um sich jährlich die verrücktesten Verkleidungen auszudenken.
Für all jene, die sich wenig um Textilien kümmern, bietet sich das ebenfalls vielerorts obligatorische Quidditch-Turnier an. Das ist sowas wie Rugby, nur im Matsch.
Doch nicht nur die Waschmaschinen werden während der Juwenalia stark beansprucht. Die Ohren kriegen auch einiges ab. Konzerte sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Jugendfestspiele, wobei sie eine Bühne sowohl für international bekannte Bands als für lokale Newcomer bieten. Je nachdem, was sich die örtliche Uni so leisten kann.
Und wo wir schon beim Thema Geld sind, sollte es nicht unerwähnt bleiben, dass der Eintritt häufig frei ist. Zumindest für Studierende.
To be young again
Juwenalia sind ein buntes, quirliges Fest, das viele polnische Städte in große Tummel- und Spielwiesen der Jugend (nicht nur der Studierenden) verwandelt. Wenn sie also mit dem Gedanken spielen, unseren östlichen Nachbarn vielleicht zum ersten Mal zu besuchen, tun Sie es vielleicht im Mai: Um sich selbst wieder jung zu fühlen und Polen so ausgelassen und lebensbejahend zu erleben, wie sonst selten.