Sachsen und Polen eint eine gemeinsame, historische Vergangenheit. Sich dieser immer wieder bewusst zu werden ist insbesondere heutzutage bei der mittlerweile gängigen Berichterstattung über Rechtspopulismus, Nationalkonservatismus und Fremdenfeindlichkeit sehr wichtig. Die populärwissenschaftliche Publikation „Die Polen im Dresden des 18. Jahrhunderts“ beleuchtet die transnationalen Beziehungen der damaligen Zeit.
Prof. Dr. Miloš Řeznik, der Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Warschau, stellte Ende November in Dresden die Publikation vor, die erstmals vor 30 Jahren in Polen erschien und nun ins Deutsche übersetzt wurde. Diese stammt vom polnischen Historiker Jacek Staszewski (1933-2013), der an der Universität Toruń/Thorn vor allem die Forschung zum 18. Jh. prägte und als einer der wichtigsten Historiker der Nachkriegszeit zur sächsisch-polnischen Union galt.
Die Zeit der sächsisch-polnischen Union unter August dem Starken und August dem Dritten (1697-1763) gilt in der polnischen Geschichtsschreibung bis heute als eine Zeit der Unordnung und des Untergangs. Während das 16. und 17. Jh. als Glanzzeiten in der polnischen Historiographie gelten, wird das 19. Jahrhundert als ambivalent wahrgenommen. Dazwischen fällt die Zeit der sächsisch-polnischen Union, die zugleich mit dem Untergang des vorangegangenen polnisch-litauischen Staates verknüpft wird, der bis heute als kulturelle und wirtschaftliche Hochzeit angesehen wird.
Die Zeit der sächsisch-polnischen Union legte wirtschaftliche und kulturelle Grundlagen für die Zeit der polnischen Aufklärung unter Stanisław August Poniatowski (1764–1795). Jacek Staszewski versuchte mit seiner Publikation, das bis heute gängige Schwarz-Weiß-Denken von starren, sowie als gut und schlecht einzuordnenden Epochen der polnischen Geschichtsschreibung aufzubrechen – Er fokussierte sich dabei auch auf Kategorien abseits gängiger Beschreibungen wie die damalige Lebenswelt, Mentalitäten etc. Im Fokus stehen daher auch die zahlreichen sächsisch-polnischen Verbindungen und Verflechtungen am Hof, in Kunst und Kultur sowie Dresden als Anziehungspunkt für Politiker, Soldaten, Künstler und Kaufleute. Dabei werden vor allem Kontinuitäten zwischen der sächsisch-polnischen Union und der polnischen Aufklärung deutlich und verweisen auf Phasen des Übergangs.
Sein grenzüberschreitendes Engagement kommt nochmals besonders durch die Gründung einer dt.-poln. Historikerkommission in den 1950er Jahren zum Ausdruck. Diese existiert heute nicht mehr, verweist aber auf die Bemühungen der damaligen Zeit, eine transnationale Perspektive einnehmen. Wer mehr wissen möchte, dem sei die Lektüre des Buches empfohlen.
Klio in Polen Bd. 19
Die Polen im Dresden des 18. Jahrhunderts
Aus dem Polnischen von Monika Wrzosek-Müller
Mit einer Einführung von Michael G. Müller und Miloš Řezník
Erschienen im fibre Verlag, Osnabrück 2019, 272 S.